Die Intimität ihrer langjährigen Freundschaft erlaubt es der Band iedereen tief in die eigenen Abgründe zu blicken und diese schamlos zur Schau zu stellen. Daraus erwächst eine unverblümt aggressive Auseinandersetzung mit dem Ekel des Privilegs und der eigenen Bequemlichkeit. Kompromisslos zerhacken sie ihr toxisches Spiegelbild mit brachialen Post-Punk Sounds und erbitterten Vocals, die bildhaft vieldeutige Geschichten erzählen. Wenn die Scherben des Spiegels dabei die Außenhaut der eigenen Bubble einschneiden, ist das dem Duo, dessen Name auf Niederländisch „Alle” bedeutet, nur recht. Vielleicht wären die Einschnitte groß genug, um sich einander die Hände reichen zu können und dann in einem Reigen durch den Moshpit zu tanzen. Bis einfach alles zerplatzt.
Was, wie auf “Durch dich durch” – dem neuen Album der Bachratten so locker leicht ungewollt daher kommt, macht den positiven Eindruck dieser Band nur noch brachialer. Angegrungte Noise-Gitarren surfen über stampfende Midtempo Beats, die anziehen, statt zu überfahren. Einfach verstanden werden. Wohlführschrammel, der vielleicht die omnipotente Antwort auf die Zerrissenheit und Düsternis der jetzigen Zeit ist. Doch verlieren sich die Bachratten soundtechnisch nicht etwa in Post-Coldplayischer Seierigkeit – die wahren Gitarrenmusik Fans bis in Gen Alpha hinein teilweise echte Schmerzen bereitet – sondern liefern Gitarrennoise, der sich energetisch trotzig in die Ohren fräst. So wie wir es wollen, lieben und brauchen. “Durch dich durch” klingt dabei geradezu herablassend genial und schwingt sich auf zum Soundtrack einer neuen Generation, die nicht Ablehnung oder Spaltung sucht, sondern Verbindung und Liebe – ohne dabei an Energie zu verlieren.
Foto © Thomas von der Heiden & Karnark CanWagener